Zäher Prozess mit großem Potential

4. Juli 2022

Westwind stellt „H2art of Lower Saxony“ bei CDU-Bezirksvorstandsklausur vor

NIENBURG. „Die Fortentwicklung solcher Projekte liegt uns am Herzen und es ist uns als CDU, mit diesem Projekt vor Augen, gelungen, landesweit den Wald für Wind über die Novelle des neuen Landesraumordnungsprogrammes (LROP) behutsam zu öffnen“ betont der heimische Landtagsabgeordnete Dr. Frank Schmädeke (CDU).
Im Rahmen der CDU-Bezirksvorstandsklausur in der Nienburger DEULA diskutierten die Gäste nach einem Vortrag durch Andre Meyer und Gerrit Bokelmann von WestWind über die Nutzung und Umsetzung von Windenergie im Forst. Am Beispiel des Wasserstoff/Windenergie- Projektes in der Eickhofer Heide in Liebenau/Steyerberg zeigten Meyer und Bokelmann die besonderen Potentiale solcher Flächen auf und zeichneten den langen Weg der Entwicklung dieses Projektes nach.

Vor 20 Jahren entstand die Idee, auf dem ehemaligen Gelände des Werks Karl eine zukunftsweisende Nachnutzung entstehen zu lassen. Damals konnte man sich kaum vorstellen, im Forst einen Windpark errichten zu können.

2012 entwarf man ein erstes Konzept für „Power to Gas“ an diesem, in Deutschland einzigartigen Standort, der nun durch die Errichtung eines überregional bedeutsamen Energieclusters aus Windenergie, Wasserstoff-Hub und nachgelagert auch Fotovoltaik und Biomasse die Konversionsfläche „Eickhofer Heide“ aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken soll.

Nach der Insolvenz der IVG kam das Projekt für vier Jahre ins Stocken, bevor es an die heutigen Eigentümer veräußert und weiterentwickelt werden konnte. Durch die bauliche Vorprägung und durchgängig industrielle Nutzung bis in die 1990er Jahre ist das Gelände besonders geeignet und verfügt darüber hinaus über 84 km Straßennetz für Schwerlastverkehre und 30 km Schienennetz. Unter den fast 400 zum Teil unterirdischen Bauwerken im Bestand der 12 km² großen Liegenschaft befinden sich auch zwei historische Kohlekraftwerke und ein Brauchwasserwerk.

Im September 2021 begann das notwendige Raumordnungsverfahren für Windpark und Elektrolyse. Das ebenfalls notwendige avifaunistische Gutachten zum Schutz seltener Vogelarten konnte bereits Ende 2021 abgeschlossen werden. „Wir möchten auf dem Gelände 12 Windenergieanlagen errichten und zukünftig nach der Elektrolyse auch Wasserstoff zur Nutzung in der Industrie in das Gasnetz einspeisen und/oder über den Schienenweg transportieren“, erläutert Bokelmann das Potential des Projektes „Der Rotmilan ist ausnahmsweise hier kein Problem, der bevorzugt den Waldrand und braucht die freie Fläche zum Jagen“. Durch seine überregionale und nationale Bedeutung im Hinblick auf Versorgung, Speicherung, Transport und Verbrauch von Wasserstoff erfüllt die „Eickhofer Heide“ die Voraussetzungen für einen Makro-Hub erfüllt.

Bei der Planung habe man die Windenergiestandorte so gewählt, das möglichst wenig in den Waldstandort eingegriffen und nur wenig Holz geschlagen werden muss. Die geplanten Röhrenspeicher zur Stabilisierung der Versorgungssicherheit sollen eine bereits vorhandene Schießbahn-Verwallung nutzen können. Tatsächlich erreiche man durch das Projekt eine Kohlendioxid-Absorption in der Größenordnung von über 9000 ha Waldfläche
„Wir wollen an diesem Standort ein Projekt entwickeln, das nicht nur von Förderung lebt, sondern wirtschaftlich erfolgreich ist!“ Formuliert Bokelmann die ehrgeizigen Ziele des Projektes, das durch den Windpark Energie für 65.000 Haushalte produzieren könnte .

Zur Fortentwicklung des Projektes werde auch die Gründung des Leine- Weser- Wasserstoffnetzwerkes beitragen, in dem der Landkreis Nienburg eine zentrale Rolle übernimmt, ergänzt Dr. Frank Schmädeke.
Um die Herausforderungen durch das sektoral getrennte Energierecht in Gasrecht, Leitungsrecht, konventionelles Energierecht und EEG zu überwinden, müsse neu strukturiert werden, damit Wasserstoff als Energiequelle wirtschaftlich genutzt werden kann. Und auch im Bau- und Planungsrecht müssen die aktuellen Entwicklungen Niederschlag finden.

Diskutierten in Nienburg bei der Bezirksvorstandsklausur der CDU auch über erneuerbare Energien als Schlüssel für Klimaschutz und Artenschutz: (v.li) Andre Meyer (Fa WestWind), Hendrik Hoppenstedt MdB, Ministerin Barbara Otte-Kinast, Gerrit Bokelmann (Fa. WestWind) und Dr. Frank Schmädeke MdL

Auf die Nachfrage von Hendrik Hoppenstedt MdB, ob es nicht sinnvoller sei, den Strom zu nutzen, statt Wasserstoff damit zu produzieren, der woanders günstiger sei, gaben die WestWind-Ingenieure zu bedenken, dass Deutschland immer Importeur bleiben werde, man sich jedoch unabhängiger machen müsse. „Wir sollten einen möglichst großen Anteil des benötigten Wasserstoffs in Deutschland produzieren“. Es sei möglich, den vor Ort produzierten Strom direkt ins Netz einzuspeisen, wenn er benötigt werde. „Wenn abgeregelt wird, machen wir Wasserstoff!“ Man wolle unbedingt netzdienlich produzieren und Überschussstrom nutzen, das steigere auch die Wirtschaftlichkeit. Die Windenergieanlagen seien inzwischen mit 18 Mio Kilowattstunden enorm leistungsstark und ein Problem für die Netze. Der Strom werde dann durch Wasserstoffproduktion gepuffter.
Dr. Frank Schmädeke erinnerte daran, dass es sich bei der „Eickhofer Heide“ um einen Pilot- Projekt handelt. „Ohne die Wasserstoffproduktion kann es hier auch kein Windprojekt geben“. Zudem, so betont der heimische Landtagsabgeordnete, sei die Nachfrage nach Wasserstoff bei vielen energieintensiven Industrieunternehmen der Region gegeben, die zur Zeit noch mit Gas arbeiten müssen.

Mit Blick auf bestehende Hemmnisse gaben die Ingenieure den CDU-Politikerinnen und Politikern mit auf den Weg, dass die Raumordnung das KO-Kriterium sei, das man regeln müsse, um zügig voranzukommen. Seitens der EU versuche man dies mit sogenannten „Go-To“ -Arealen. Nach deren Festlegungen gäbe es für die Planungen die Sicherheit, dass man innerhalb eines Jahres ein Ergebnis bekommt.

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast bescheinigte der Raumordnung einen recht zähen Charakter. „Zum Glück haben wir als CDU hellhörige Abgeordnete vor Ort, die den Finger heben und Hinweise geben!“ Wind im Forst sei insgesamt ein herausforderndes Thema. Man irre sich bei der Annahme, im Forst habe man es nur mit Bäumen auf historischen Waldstandorten zu tun. Wald sei nicht gleich Wald, so Barbara Otte-Kinast und vor allem historische Waldgebiete müssten geschützt werden.
Einig ist man sich in der Union, dass in historischenWaldbeständen grundsätzlich keine Windparks geplant und errichtet werden dürfen. In geschützten Wäldern, zum Beispiel in Landschaftsschutzgebieten, sei vor Baugenehmigung im Einzelfall immer sicherzustellen, dass die Auswirkungen der Windenergie nicht gegen die bestehenden Schutzgebiets-Verordnungen verstosse.

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