Mehr Spielraum für Apotheken bei der Patientenversorgung

14. Mai 2023

Zum Austausch über ein sehr ernstes Thema war ich heute in meiner Apotheke in Rohrsen mit Apotheker Thomas Schwab und seinem Nienburger Kollegen Dirk Billing verabredet. 

Es ging dabei um das 10 Punkte umfassende Forderungspapier des Apothekerverbandes und um ganz konkrete Beispiele aus dem Apotheken-Alltag, der im Moment auch vom Mangel an verfügbaren Medikamenten geprägt ist. 

Man verbringe 4 bis 5 Stunden in der Woche damit, nach verfügbaren Medikamenten zu suchen, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. 

Aus dem etwa 8000 Artikel umfassenden Programm fehlen derzeit fast 600, so Dirk Billing, der in Nienburg die Meerbachapotheke betreibt.

Wir versorgen hier vor Ort die Bevölkerung“, betont Billing. „Uns geht es in unserem Forderungen darum, dass ankommen muss, dass das jetzt ein Kipppunkt ist.

Wenn wir die Versorgung mit Apotheken in der Fläche erhalten wollen, dann müssen wir etwas tun. Sonst können die Baugrundstücke auf dem Land noch so günstig sein- wenn es keine ärztliche Versorgung und keine Apotheken gibt, dann ziehen die Menschen nicht in den ländlichen Raum. Unser Ziel muss es sein, dass man auch bei uns  auf dem Land gut leben kann und versorgt ist.

Neben den vielen Informationen, die ich heute in meiner Apotheke aufnehmen konnten, hat Thomas Schwab auch mit einem alten Gerücht aufgeräumt, nämlich den Apothekerpreisen. Eine Apotheke, so Schwab, mache ihren Umsatz zu 90 Prozent mit verschreibungspflichtigen Präparaten, deren Preise der Staat festlege.

Die Umsatzrendite einer Apotheke liege bei etwa 5%.

Dazu kämen noch die hohen Anwesenheitszeiten- in einer Apotheke muss immer ein Apotheler anwesend sein und in den vergangenen Jahren habe sich die Zahl der Notdienste stark vergrößert. Je weniger Apotheken vor Ort sind, umso öfter sei dann eben jede einzelne Apotheke mal dran.

Und das, sind  Schwab und Billing sich einig, seien nicht grade vielversprechende Aussichten, um sich mit einer Apotheke selbstständig zu machen, schon gar nicht im ländlich strukturierten Raum.

„Das spüren wir sehr deutlich, vor allem dann, wenn es darum geht, für einen Kollegen oder eine Kollegin Nachfolger zu finden“.

In vergangenen Jahr mussten fünf Apotheken im Bezirk schließen. „Wir konkurrieren mit der Industrie um die jungen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in einem ungleichen Wettbewerb- dort seien die Arbeitszeiten komfortabler und auch das Einkommen falle in der Regel höher aus.

In ihrem Alltag macht den Apothekern auch der hohe bürokratische Aufwand zu schaffen, man lege außerdem immer das Geld vor und müsse dann hoffen, das alles erstattet werde.

Jedes Rezept müsse sehr genau kontrolliert werden. Sitzen alle Häkchen und Kreuze richtig? Stimmt das Datum? Hat der Arzt unterschrieben?

Bei Fehlern auf dem Rezept erstatteten die Krankenkassen die bereits verauslagten Beträge nicht oder man müsse in einem Verfahren den Fehler heilen, was zusätzliche Zeit in Anspruch nimmt.

Zeit, die genau wie die zusätzliche Zeit zum Suchen der verfügbaren Medikamente von der Zeit abgeht, in der Apothere sich um ihre Kunden kümmern und zum Beispiel die Medikamente der Patienten filtern, die sie sich bei verschiedenen Ärzten haben verordnen lassen. „Dagegen würde auch die elektronische Patientenkarte helfen, aber bis das soweit ist, müssen wir im Gespräch mit den Patienten und manchmal auch mit dem Arzt abklären, welche Medikamente der Patient nehmen sollte und welche eben nicht“, weiß Schwab aus der Praxis. Und er ergänzt, dass es dafür natürlich kein Geld gebe, denn anders als in der Gebührenordnung der Ärzte sei die Beratung in der Apotheke kostenfrei, egal, wie lange und intensiv so ein Gespräch ist..

„Was wir brauchen ist ein Struktur, die den Apotheken mehr Spielraum verschafft und wo eine Grundfinanzierung für die Grundversorgung da ist und nicht mehr Bürokratie oder Gängelei“, wünscht sich Billing. Eine Apotheke verdiene an jedem Präparat 8,35 Euro minus dem Herstellerrabatt, der für die Krankenkassen über die Apotheken eingezogen wird. Das sei so seit 14 Jahren und darum werde es höchste Zeit, diesen Satz anzupassen, denn schließlich seinen auch für Apotheken die Kosten gestiegen.

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