Fördermittel kommen zur rechten Zeit
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast informierte sich heute während einer Bereisung über den Projektfortschritt der Flurbereinigung im Lichtenmoor (Landkreis Nienburg). Sie brachte eine Überraschung mit: Aus dem Programm „Stadt.Land.ZUKUNFT“ sollen 250.000 Euro zur Realisierung von Projektmaßnahmen investiert werden.
Ministerin Barbara Otte-Kinast sowie weitere Vertreter der Landtagsfraktion der CDU-Arbeitskreise Landwirtschaft und Umwelt, aber auch Landrat Detlev Kohlmeier, und Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Behörden und Kommunen informierten sich am über den Projektfortschritt im Lichtenmoor.
Mit einer „Trecker-Tour“ ging es zu den einzelnen Stationen, wo der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Lichtenmoor, Dr. Frank Schmädeke, und Vertreter des Vorstandes sowie die Vertreter der Fachbehörden des Landkreises und des Landes in einem improvisierten „Werkstattbericht“ die durchgeführten und anstehenden Maßnahmen erläuterten.
Nach dreijähriger Vorbereitungszeit wurde das Flurbereinigungsverfahren Lichtenmoor mit einer Größe von aktuell 2640 Hektar eingeleitet. Das Flurbereinigungsprojekt dient der Auflösung der Nutzungskonflikte rund um Naturschutz, Moorentwicklung/Klimaschutz, Wasserwirtschaft und Landwirtschaft.
In einem integralen Abstimmungs- und Planungsprozess mit den betroffenen Akteuren vor Ort wurde das Flurbereinigungsgebiet seit 2014 von einem regionalen Arbeitskreis ganzheitlich mit dem Ziel überplant, das gesamte „Zentralmoor“ in die Wiedervernässung zu überführen.
Dieser Bereich soll durch eine extensiv genutzte Grünlandpufferzone umgeben werden, an die sich nach außen hin intensivere landwirtschaftliche Nutzungen anschließen. Die Überführung der „Zielkulisse Wiedervernässung“ in öffentliches Eigentum hat sich als die zentrale Grundvoraussetzung für eine breite Akzeptanz der betroffenen Grundeigentümer für die geplante Neuordnung der Nutzungen im Verfahrensgebiet erwiesen, hierfür trägt die Flurbereinigungsbehörde Sorge.
Neben den bewährten Möglichkeiten zum Flächenmanagement und zur Maßnahmenumsetzung ist die Flurbereinigung in diesem besonderen Fall mit Blick auf die Klimaschutzziele des Landes verknüpft mit dem Programm „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ (KliMo) des Nds. Umweltministeriums aber auch mit dem Programm „Flächenmanagement für Klima und Umwelt“ (FKU) des Nds. Landschaftsministeriums.
Die 250.000 Euro aus dem Maßnahmenpaket Stadt.Land.ZUKUNFT sollen zur Regelung der Vorflut eingesetzt werden, die sowohl eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung der Moorrandbereiche als auch eine großflächige Moorentwicklung durch Wiedervernässung des Zentralmoores ermöglicht.
Die Flurbereinigungsbehörde legte nach Aussage des ArL-Dezernatsleiters Christian Schönfelder zunächst den Fokus auf die Flächenbereitstellung für die KliMo-Maßnahmen des Landkreises Nienburg sowie auf die Aufstellung des Wege- und Gewässerplanes als planungsrechtliche Grundlage des Ausbaues.
Zum aktuellen Zeitpunkt wurden dem Landkreis Nienburg als Projektträger des KliMo-Projektes rd. 205 ha übertragen und damit die KliMo-Maßnahmen ermöglicht. Weitere rd.70 ha stehen für Ersatzansprüche betroffener Grundeigentümer bei der Teilnehmergemeinschaft Lichtenmoor bereit. Alle Flächentausche und vorgezogenen Flächeninanspruchnahmen konnten mit den Grundeigentümern einvernehmlich verhandelt werden. Der Wege- und Gewässerplan wurde 2019 genehmigt und sieht den Ausbau von 11,4 km Gewässer II. Ordnung und 18,2 km Wegen vor.
Er beinhaltet die Entwässerung der östlich vom Moor gelegenen Nutzflächen über ein neu geplantes Gewässer nach Nordosten in Richtung Moorbeeke/Alpe. Aufgrund von Bedenken der betroffenen Wasser- und Bodenverbände sowie der Realverbände wurde der Gewässerausbau in Teilbereichen überplant. Als Ergebnis der erneuten Trägerbeteiligung soll die neue geänderte Planung noch vor Ostern dieses Jahres genehmigt werden.
Planer Thomas Beuster von der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) erläuterten, dass auf dieser Grundlage seit 2019 wesentliche Bausteine des KliMo-Projektes in unterschiedlichen Teilgebieten umgesetzt wurden. V.a. sind umfängliche Maßnahmen zur Wiedervernässung von Moorflächen durch den Bau von Verwallungen, das Schließen von Gräben und das Abschieben von vorgenutzten nährstoffreicheren Oberböden umgesetzt worden.
Ziele sind die Steigerung der Artenvielfalt, gefährdeter Arten und klimaschutzbezogener Leistungen der Moorflächen. Über 1,3 Mio. € sind bereits in entsprechende Maßnahmen geflossen.
Ein „Herzstück“ des Projektes, nämlich die Verfüllung des quer durch das Kerngebiet verlaufenden Harms- und Buschgrabens konnte bisher noch nicht realisiert werden, da hierfür die Genehmigung des Wege- und Gewässerplanes und damit der Regelung der Vorflut erforderlich ist. Erst mit der Herstellung von Gewässern zur Neuausrichtung von Teilwassereinzugsgebieten in Richtung Moorbeeke/Alpe kann der Harms- und Buschgraben in Teilen verfüllt und aufgestaut werden.
Um diese entscheidenden KliMo-Maßnahmen im Projekt noch erfolgreich umsetzen zu können, wird aktuell ein Antrag auf Projektverlängerung bis Mitte 2023 gestellt.
Dr. Frank Schmädeke, wies darauf hin, dass der Ausbau der Gewässer Richtung Moorbeeke bereits beim Amt angemeldet sei: „Die von der Ministerin zugesagten Fördermittel kommen zur rechten Zeit, um den Spatenstich für das neue Gewässer im Sommer 2022 sicherzustellen.“
Den Abschluss der Exkursion bildete ein Mittagsimbiss mit Zeit zum Austausch mitten im Moor. Sven Meier, Gastwirt aus Steimbke und als Bürgermeister des Ortes auch Mitglied der TG, sorget mit einer Gulaschsuppe und selbstgebackenem Butterkuchen für die zünftige Verpflegung.
„Wir brauchen bei der Flurbereinigung einen ganzheitlicher Ansatz“ betonte Dr. Frank Schmädeke bei der Verabschiedung der Ministerin. „Wiedervernässung da wo möglich und auch Landwirtschaft da wo möglich ist, denn grade jetzt hat die Nahrungsmittelproduktion eine hohe Priorität“. Dabei müsse man bedenken, dass Wiedervernässung in Kombination mit Freiflächen-PV darf kein Wiederspruch sein muss. „Grund und Boden sind nicht vermehrbar und wir müssen das, was da ist optimal ausnutzen“, so Schmädeke.
Man wolle den Stand derer Umsetzung sorgfältig auf den Prüfstand stellen und gegeben Falles auch nachbesser, bevor neue Flächen aus der Produktion genommen werden. Wichtig sei jedoch keine Flächen in die Wiedervernässung einzubeziehen, bevor sie nicht in das Eigentum der öffentlichen Hand übertragen wurden.
Schmädeke bedankte sich bei allen, die diese außergewöhnliche Exkursion möglich gemacht und unterstützt haben, besonders bei den beiden freiwilligen Treckerfahrern. „Ich glaube, wir haben heute anschaulich unter Beweis gestellt, was möglich ist, wenn man miteinander arbeitet und organisiert!“