Erster Spatenstich im Lichtenmoor
Steimbke/SG Heemsen. Bereits Ende März dieses Jahres besuchte Barbara Otte-Kinast, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Niedersachsen, das Lichtenmoor, um sich anlässlich einer Bereisung über den Stand der Flurbereinigung zu informieren.
Die Flurbereinigung dient der Auflösung der Nutzungskonflikte rund um Naturschutz, Moorentwicklung/ Klimaschutz, Naherholung, Jagd, Torfindustrie, Wasser- und Landwirtschaft. In einem integralen Abstimmungs- und Planungsprozess wurde mit den betroffenen Akteuren vor Ort ganzheitlich mit dem Ziel geplant, das landwirtschaftlich kaum genutzte „Zentralmoor“ in die Wiedervernässung zu überführen. Dieser Bereich soll durch eine extensiv genutzte Grünlandpufferzone umgeben werden, an die sich nach außen hin intensivere landwirtschaftliche Nutzungen anschließen, die von den Kreisstraßen her erschlossen werden. Diese kommt den Kommunen Heemsen und Steimbke sehr entgegen, denn im Zentralmoor können diverse Wege aufgehoben werden, lediglich der Brandschutz muss über befahrbare Wege auch im zukünftigen NSG gewährleistet bleiben.
Bereits vor einem halben Jahr lobte die Ministerin die gelungene Zusammenarbeit aller Bereiche: Landwirtschaft, Wasserwirtschaft/Unterhaltungsverbände, Naturschutz, Torfindustrie, Grundeigentümer/Flächenbewirtschafter, Jägerschaft und Gemeinden als Paradebeispiel für andere Projekte in Niedersachsen.
Die Wertschätzung für dieses Verfahren demonstrierte die Ministerin letzte Woche, als sie nun zum zweiten Mal anreiste, denn nach rund 10jähriger Vorbereitung der Maßnahmen konnte nun endlich der erste Spatenstich der Wegeausbaumaßnahmen erfolgen.
Der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Lichtenmoor, Dr. Frank Schmädeke, hatte zu diesem Termin auf den Hof der AOL GbR in Steimbke eingeladen, um gemeinsam über mögliche nachhaltige Folgenutzungen der Grünlandflächen auf Hochmoor zu diskutieren.
Die Inhaber Christian Andermann und Christian Oehlerking präsentierten der Ministerin und den Teilnehmer*innen ihren modernen Betrieb mit 380 Milchkühen. Zusätzlich werden eine Biogasanlage und rund 350 ha landwirtschaftliche Fläche von ihnen bewirtschaftet, wovon ca. 170 ha Grünflächen zum überwiegenden Teil im Moor liegen.
Bei einer anschließenden Diskussion machte die Landwirtschaftsministerin deutlich: „Die Milcherzeugung auf Moorboden muss möglich bleiben.“ Otte-Kinast betonte, dass bei der Wiedervernässung der Moore auch die Entwicklung der Landwirtschaft gesehen und die Betriebe und Eigentümer mitgenommen werden müssen. Dazu sei die Flurneuordnung ein unverzichtbares Instrument, um das Privateigentum bzw. landwirtschaftlich genutzte Flächen gezielt aus den Kernbereichen einer geplanten Wiedervernässung herauszutauschen. Sie kündigte an, dass ein „Netzwerk Moorschutz“ unter Federführung ihres Hauses mit allen Akteuren gegründet wird. Dieses soll sich dann ganz gezielt mit dem Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums und den Folgen der Wiedervernässung für den ländlichen Raum befassen. Grundsätzlich sei der laufende Prozess im Lichtenmoor ein Vorzeigeprojekt dafür, wie eine gemeinsam gestaltete Moorentwicklung aussehen kann.
Nach diesem fachlichen Austausch reisten die Teilnehmer*innen in den Steimker Bereich des Flurneuordnungsgebietes, an der die Wegebaumassnahmen starten. Im ersten Abschnitt werden rund 2 km Wege der insgesamt 18,2 km ausgebaut. Olaf Stührmann (re.) von der ArL Leine-Weser (Amt für regionale Landesentwicklung) und Dr. Frank Schmädeke erläutern die ersten Maßnahmen anhand eines Ausbauquerschnittes.
Schmädeke freute sich, dass es mit der Flurbereinigung Lichtenmoor gelungen sei, die Sache selber vor Ort in die Hand zu nehmen. „Wir mussten uns nichts überstülpen lassen sondern haben alles selbst gestaltet,“ betonte er stolz und führte eigenhändig den ersten Spatenstich aus.
Text/Fotos: Astrid Ludwig
