Da drückt nicht nur der Schuh
DeHoGa- Kreisverband diskutierte mit heimischen CDU-Landespolitikern im Gasthaus Rode in Loccum
Deutliche Worte fand Friedrich-Wilhelm Gallmeyer, Vorsitzender des Kreisverbandes der DeHoGa gestern gleich zu Begrüßung vor dem Gasthaus Rode in Loccum. Mit einem leeren Stuhl, symbolisch für jedes Gasthaus mit Hotelbetrieb im Kreis, war klar, es geht um die Existenz vieler traditioneller Familienbetriebe. „Dazu kommen noch ganz viele, die nur Gastronomie haben! Verdeutlichte Gallmeyer, der zu dem Treffen eingeladen hatte.
„Das ist das Schlimmste, was passieren konnte. Eine Krise von solchen Ausmaßen ist noch nie da gewesen!“
(Friedrich-Wilhelm Gallmeyer, Hotel zur Krone, Nienburg)
In den Familienbetrieben sei man sich bewußt, dass Gesundheit an Nummer eins stehe und die Hygiene gewährleistet sein muss, aber man brauche eine eine Perspektive, denn die so überlebenswichtigen Familienfeiern würden jetzt wohl das ganze Jahr ausfallen.
„Mit wie vielen Gästen können wir wohl weitermachen?“ wollte Gallmeyer von den anwesenden Landtagsabgeordneten Dr. Frank Schmädeke und Karsten Heineking (beide CDU) wissen.“Wir waren die Ersten die schließen mussten, wir sind die letzten die wohl wieder öffnen können?“
Karsten Heineking betonte, man spreche seit Beginn der Beschränkungen durch die Krise intensiv über Gastronomie und Tourismus. Am Montag habe man im Wirtschaftsausschuss des Landtages intensiv darüber diskutiert, denn für Niedersachsen sei der Tourismus „ein riesiges Thema“. Und man habe sich darüber ausgetauscht, wie man der Tourismusbranche helfen und wie man der Gastronomie und den Hotels eine Wiedereröffnung ermöglichen könne. Er kann sich beim Weg aus der Krise durchaus ein zusätzliches niedersächsisches Sonderprogramm vorstellen.
Einig waren sich Politiker und Gastwirte, dass man die besonderen Umstände der Betriebe im ländlichen Raum unbedingt dabei berücksichtigen müsse . Die Hygienemaßnahmen und Abstände seinen in den großen Gasthäusern und weitläufigen Hotels kein Problem, aber eine Öffnung nur bis 18 Uhr? Das sei nicht zu schaffen, betonte Cord Rode vom Hotel Rode in Loccum.
„Wir brauchen einen Fahrplan!“
(Cord Rode, Hotel Rode in Loccum):
Derzeit brächen alle Umsätze wie Radtouren und Reisen weg … man stehe bereits mit dem Rücken an der Wand und beklage bereits jetzt 50% des Jahresumsatzes als verloren.
Sachlich, aber nicht emotionslos schildern die Anwesenden ihren nachvollziehbaren Frust und ihre berechtigten Existenzängste. Hier drückt nicht nur der Schuh, hier geht es um die blanke Existenz der Betriebe und der zahlreichen Mitarbeitenden, die in der Gastronomie häufig als Mini-und Midijobber angestellt und darum besonders betroffen sind- für sie greift die Kurzarbeitsregelung nicht und dadurch werden gegeben Falles auch Rentenlücken entstehen.
Die Krise beträfe auch die Bestandsimmobilien, die einen Teil des Betriebsvermögens bilden und oft wichtige Teile der Altersvorsorge bei den Gastwirtsfamilien sind. Wenn es jetzt zusätzlich zu einer Pleitewelle komme, dann seien die Immobilien quasi wertlos.
Die Stimmung ist bedrückend und ich versichere den anwesenden Gastwirten, dass wir gekommen sind, um zuzuhören. Wir sind alle beieinander. Wir müssen die Politik mitnehmen, die Informationen mit nach Hannover nehmen. Wie beim Handel.
Ich bin überzeugt, dass das Signal sein muss, dass die Gastronomen und Hoteliers im ländlichen Raum die Anforderungen erfüllen könne, die einen Wiedereröffnung mit sich bringen würde, kann aber auch nachvollziehen, dass die Landesregierung zögerlich agiert, denn niemand weiß, auf was wir uns einlassen, wenn wir die „Büchse der Pandora“ leichtfertig öffnen. Aber wir können hier gemeinsam zeigen, dass das bei uns funktionieren kann!
Unser erklärtes Ziel heute ist es , die Gastronomie wieder zu öffnen. Und dort, wo es nicht funktioniert auch wieder zu schließen. In der Diskussion ermutige ich die Vertreter des DeHoGa-Kreisverbandes, diese Botschaft rüberzubringen.
Wir haben noch nicht den Königsweg, erklärt mein Kollege Karsten Heineking, aber die Dramatik der Situation sei allen bewusst. Allerdings müssen die Gesetze beachtet werden, auch wenn die Fußgängerzone in Hannover etwas anderes ist, als in Münchehagen. Diesen Unterschied müsse man intensiv klarmachen und der ländliche Raum müsse anders berücksichtig werden! Aber, so räumt er ein, wir können nicht in die Zukunft sehen. Keiner weiß, wann wir wieder tanzen und singen.
„Die Nachhaltigkeit des Nicht- Funktionierens funktioniert bei uns hervorragend!“
(Karsten Heineking, MdL)
Mein Ansatz ist etwas aktiver, ich möchte, dass wir den notwendigen Prozess gemeinsam gestalten, dass die Gastwirte Vorschläge machen, wie es funktionieren kann. Die Bewirtung am Tisch müsste möglich sein, eine einfache Hochzeitsfeier oder eine Verbandsversammlung, da müssen wir schauen, dass das geht. Aber, da bin ich mir sicher Alles oder nichts wird es nicht geben.
In der kommenden Woche werden Entscheidungen getroffen. Eine mögliche Lösung ist eine bessere Unterstützung, auch wenn es nicht nur das Geld ist, das den Gastronomen jetzt fehlt. Gastwirt und Koch Sven Meier aus Steimbke bringt es auf den Punkt-
„Ich würde so gerne mal wieder in der Küche stehen und Essen machen und abends wieder zufrieden nach Hause gehen! Wir wollen keinen Urlaub, wir wollen arbeiten!“
(Sven Meier, Hotel zur Post, Steimbke)
Solche Treffen wie heute helfen uns Politikern. Es wir überall debattiert und diskutiert. Über die gleichen Probleme, aber unter ganz verschiedenen Umständen. Ich berichte, dass wir im Niedersächsischen Landtag über ein weiteres Hilfsprogramm sprechen, aber verkünden kann ich es an dieser Stelle noch nicht, nur versichern, dass die Probleme der Gastronomie und Hotels wirklich gesehen werden, denn sie wiegen besonders schwer. Karsten Heineking ergänzt, man müsse da sorgfältig arbeiten, es sei auch schon viel „in die Hose gegangen“. Wir brauchen noch ein bisschen Zeit für ein professionelles, gutes Förderprogramm und es müsse, damit es hilft unbürokratisch gehen. Erkenne sich vorstellen, zunächst die Hilfen auszuzahlen und dann am Ende prüfen, ähnlich, wie bei den Steuervorauszahlungen. „Wir arbeiten daran, aber daran arbeiteten ja viele“
Der DeHoGa sei gut organisiert und man arbeite sehr gut zusammen. Es gäbe einen guten Austausch- Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann (CDU) sei in jeder Woche in einer Konferenz mit der DeHoGa und darüber hinaus habe es auf Bundesebene seit Wochen diese Gespräche gegeben.
Ich persönlich wäre mit einer Förderung alleine nicht zufrieden. Wir müssen sehen, dass „der Laden wieder läuft. Ein Zeichen setzen, dass wir den Infektionsschutz ernst nehmen und trotzdem eine Wiedereröffnung möglich wird.
Martin Fahrland, Chef der Kreis-Nienburger Mittelwesertouristik betont, dass es ohne Hotels und Gastronomie keinen Tourismus gäbe und es daher das gemeinsame Ziel aller sei, die Existenz der Gastronomie und Hotelerie zu sichern. Der Campingverband habe selber einen Fahrplan erarbeitet, ein solcher Fahrplan vom DeHoGa würde sehr helfen, die geeigneten Maßnahmen und Möglichkeiten anzugehen, die man vor Ort umsetzen kann.
Und da gebe ich ihm uneingeschränkt recht! Es muss einenPlan geben, ein Konzept, wie das aussehen soll. Von den Fachleuten vor Ort gemeinsam erstellt, das wir in die politische Debatte in Hannover einbringen können. Ein Konzept, bei dem vernünftige Exit-Strategien aus der Krise der Gasthäuser im ländlichen strukturierten Raum durch eine maßvolle Wiedereröffnung aufgezeigt werden. Daran wollen der DeHoGa-Kreisverband und die Mittelwesertouristik jetzt mit Hochdruck arbeiten.
Ich bin mir sicher, dass wir damit, genau wie beim Einzelhandel, einen Weg schaffen können, der den Gasthäusern die Perspektive gibt, die sie brauchen, um zu überleben.