Die Wirklichkeit ist nicht immer so, wie wir es uns wünschen
Zum Neujahrsempfang nach Hoya
Das Kulturzentrum Martinskirche bot gestern den vielen Gästen Schutz vor Niedersachsens Januarwetter. Stadtdirektor Detlef Meyer konnte schon an der Eingangstür in erfreute Gesichter schauen, denn alle waren froh, Sturm und Regen entkommen zu sein!
Zum 24. Mal hatte die Grafenstadt zum Neujahrsempfang eingeladen und nach zweijähriger Coronapause nutzen Vereine, Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik, Ehrengäste, Polizei, Rettungsorganisationen und zahlreiche Hoyaer Bürgerinnen und Bürger den Empfang, um sich endlich einmal wiederzusehen und auszutauschen.
Unter der kundigen Führung von Dirigent Hagen Meyer sorgte das Orchester des Johann-Beckmann-Gymnasiums für die musikalische Begleitung und beeindruckte mit seiner Darbietung nicht nur zu Beginn der Veranstaltung, sondern faszinierte auch zwischendurch mit „Sa Música“ von Jacob de Haan und einem Potpourri bekannter James Bond- Musiktitel zum Ende des Tages.
Man habe, so Detlef Meyer in seiner Begrüßung, jetzt noch 351 Tage des Jahres vor sich, das in Hoya nicht nur von Krisen, sondern auch von Freude und Festlichkeiten, wie dem 400 jährigen Bestehen des Bürgerschießens geprägt sein soll.
Der Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen und die Energiekrise werden dennoch zentrale Herausforderungen sein, die es im Verbund mit neuen Partnerinnen und Partnern zu bewältigen gälte. Das Herz der Energiewende seien die Kommunen, so Meyer, Hoya habe darum bereits 3 Prozent seiner Flächen für Windenergie ausgewiesen. Der Stadtdirektor schloss mit einem Dank an seine Verwaltung und alle Engagierten und einem Zitat von Bodo Jansen:
„Die Wirklichkeit ist nicht immer so, wie wir es uns wünschen“
Bodo Janssen
Hoyas Bürgermeisterin Anne Wasner blickte gemeinsam mit den Gästen und einigen Bildern mal ernst, mal humorvoll auf das vergangene Jahr zurück und mahnte Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein an. Sie erinnerte auch an die vielen Aktionen zur Unterstützung im ersten Jahr der Pandemie, die schnell und unbürokratisch umgesetzt worden waren und erinnerte daran, dass man mit Eigenverantwortlichkeit weiter komme, statt auf das bequeme „Die Stadt macht das schon!“ zu setzen. „Wir müssen selbst aktiv werden. Es ist immer leicht gegen etwas zu sein, aber es müssen auch immer Menschen da sein, die Lösungen erarbeiten“.
Hoya habe gemeinsam mit seinen Bürgerinnen und Bürgern wirtschaftliche und persönliche Einbußen hinnehmen und feststellen müssen, dass alltägliche Dinge zum Luxusartikel wurden.
Doch es gab auch positives zu berichten. Wasner sprach über die beiden Bücher über Hoya, die fertig gestellt werden konnten und den erfolgreichen Umzug der Museumsdruckerei in die Alte Molkerei und über die plötzlich sehr präsente Prominenz von Dr. Lars Schade, der als Sohn der Stadt und heutiger Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts durch die Pandemie vielen Menschen bekannt wurde.
Erfolge beim Bau von besserem Hochwasserschutz, die gelungene und fast abgeschlossene Sanierung des Schlosses und die gute Zusammenarbeit bei der Neugestaltung der Deichstraße waren weitere Höhepunkte, die Eingang in Wasner Rückblick erhielten.
Eines der bereits genannten neuen Bücher, nämlich die Chronik des Hoyaer Bürgerschießens wurde im Anschluss daran von Andreas Ruh vorgestellt.
„400 Jahre Bürgerschießen in Hoya: Ein Landesfremder könnte glauben, der Feind sei vor den Toren“
Um alles zusammenzutragen habe man sich Archive vergraben, Kirchenbücher abgestaubt und ungewöhnliche Wege eingeschlagen.
Er las Anekdoten aus den im Buch chronologisch angeordneten Kapitel, angefangen vom Papageienschießen zur Zeit des letzten Hoyaer Grafen, über die dunklen Jahre des 30jährigen Krieges und unterbrach seine Buchvorstellung just an dem Punkt, als man in Hoya in das Napoleonische Zeitalter eingetreten war. Wie man in Hoya Napoleons Geburtstag gefeiert hat, das verriet der ehemalige Pastor nicht mehr. Wer mehr darüber wissen wolle und Freude an nutzlosen Wissen habe, müsse sich das Buch nun kaufen.
Als amtierender General der Bürgerschützen lud Arne Hendrik Meyer alle Gäste zum Jubiläums-Bürgerschießen ein, das in diesem Jahr vom 29.6 bis 2.7. 2023 gefeiert wird. „Und zwar im Regierungsviertel, im Bürgerpark!“
Zurück in die Zukunft ging es dann mit Dr. Lorenz Keine, dessen Erfolge und Engagement nicht nur im Bereich der synthetischen Kraftstoffe Hoyas Wirtschaft auch überregional und international bekannt machen. In seinem kurzen Vortrag stellte er die Chancen und Möglichkeiten vor, die man im Bereich der verkehrswende mit diesen Kraftstoffen erzielen könne.
Beim abschließenden „gemütlichen Teil“ des Neujahrsempfangs bestand die Möglichkeit, das eine oder andere Thema noch weiter zu vertiefen und neue Kontakte zu knüpfen, bevor alle Gäste wieder hinaus mussten in kalten Regen und stürmische Böen, die das Niedersächsische Wetter auch am Abend noch zu bieten hatte.