Klimagas Methan als „Futter“ für Mikroorganismen

25. August 2022


BAWN und Universität Hannover starten Pilotprojekt auf Altdeponie Loccum

Nienburg/Rehburg-Loccum. Methan, rund 30mal so klimaaktiv wie CO2, ist ein hochpotentes Treibhausgas. Es entsteht unter anderem, wenn sich organische Stoffe unter Luftabschluss zersetzen. Altdeponien sind damit potenzielle „Methan-Produzenten“. Mit einem neuen Verfahren wollen der BAWN und die Uni Hannover das Gas beseitigen – auf biologische Weise, kostengünstig und ohne zusätzlichen Energieaufwand.

Nach der Stilllegung wird eine Deponie abgedichtet. Die „eingepackten“ Abfälle gären unter Luftabschluss vor sich hin und es entsteht eine Menge Methan. Das wird gesammelt; in den Anfangsjahren ist die Ausbeute groß genug  zur Energiegewinnung. Doch bald lässt die erfassbare Menge so sehr nach, dass eine wirtschaftliche Nutzung nicht mehr möglich ist. Trotzdem bleibt das Gas klimaschädlich.

Bislang bleibt in dieser Phase der Deponie-Nachsorge nichts anderes übrig, als das Methan technisch aufwändig und teuer zu beseitigen. Doch das könnte sich bald ändern:  Im Rahmen eines Pilotprojekts soll das Methangas der Loccumer Altanlage in einen Biofilter geleitet werden, wo es Mikroorganismen als Nahrung dient. Die Mikroorganismen verstoffwechseln das Gas zu – deutlich weniger klimaschädlichem – Kohlendioxid. Der Biofilter soll in einem nicht mehr benötigten Sickerwasserbecken eingebaut werden, was eine sinnvolle Nachnutzung darstellt und die Kosten senkt.

Wissenschaftlich begleitet wird das Versuchsverfahren vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Universität Hannover (ISAH). Der Kontakt des BAWN zur Uni in der Landeshauptstadt besteht schon lange: Als die Deponie Loccum seinerzeit stillgelegt wurde, hatte der BAWN zur Abdichtung Bentonit-Matten verwendet. Den Einsatz des damals neuen (und heutzutage üblichen) Verfahrens hatte die Universität Hannover wissenschaftlich begleitet.  Später haben sich zwei Masterarbeiten mit dem „Innenleben“ der Altdeponie Loccum befasst.

Wissenschaftlich begleitet wird das Versuchsverfahren vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Universität Hannover (ISAH).

Der Kontakt des BAWN zur Uni in der Landeshauptstadt besteht schon lange: Als die Deponie Loccum seinerzeit stillgelegt wurde, hatte der BAWN zur Abdichtung Bentonit-Matten verwendet. Den Einsatz des damals neuen (und heutzutage üblichen) Verfahrens hatte die Universität Hannover wissenschaftlich begleitet.  Später haben sich zwei Masterarbeiten mit dem „Innenleben“ der Altdeponie Loccum befasst.

Dr. Dirk Weichgrebe, Mitglied der Institutsleitung des ISAH, hat noch eine zusätzliche Idee für das Methan-Projekt, die auch gut zur Abfallwirtschaft passt: „Wir wollen in den Biofiltern unter anderem nicht nutzbare Anteile aus der Grünabfallverwertung als Nährboden für die Mikroorganismen einsetzen.“ Das wäre auch ein Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft.

Die Initiative für dieses Projekt ging von Dr. Ernst Reuter von der IWA-Ingenieurgesellschaft aus. Der Ingenieur begleitet seit Jahren die Deponie-Nachsorge des BAWN: „Der besondere Reiz dieses Verfahrens liegt zum einen darin, dass keine Energie zugeführt werden muss. Die Bakterien erledigen für uns die Arbeit.“ Und im Gegensatz zur üblichen Technik stört die Mikroorganismen auch ein sehr geringer Methangehalt nicht. Haben sie alles Gas „verputzt“, gehen sie sozusagen auf „stand by“ und werden sofort wieder aktiv, wenn wieder Methan zuströmt. Dr. Reuter schätzt, dass mit dem Einsatz dieses Verfahrens das Rest-Methan aus der Altdeponie Loccum in zehn bis zwölf Jahren verstoffwechselt sein könnte.

„Das  ist ein interessanter und spannender Ansatz“, findet BAWN-Vorstand Arne Henrik Meyer. Ökologisch sinnvoll, günstig „und da wir den Filter in nicht mehr benötigte bauliche Anlagen einsetzen können,  brauchen die Deponieabdichtung nicht anzufassen. Wir gehen also kein Risiko ein. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.“ 

Damit ist Meyer nicht allein. Auch im niedersächsischen Umweltministerium findet man das Pilotprojekt aus dem Landkreis Nienburg offenbar sehr interessant: Die Landesregierung fördert das Verfahren mit 200.000 Euro.

Für dieses ausgeprägte Interesse gibt es einen guten Grund, erklärt Dr. Reuter: Die meisten Altdeponien in Deutschland sind nämlich noch zu jung, als dass sich das Problem des „Rest-Methans“ stellen würde. Doch das wird sich schon in wenigen Jahren ändern. Es bestehe also die Chance,  dank der Vorarbeit von BAWN und Uni Hannover, ein in der Öffentlichkeit bislang kaum bekanntes potenzielles Klima-Problem ressourcenschonend in den Griff zu bekommen, ehe es wirklich zu einem Problem wird.

Gemeinsam mit meinem CDU Kreistagskollegen Wilhelm Bergmann- Kramer, der Mitglied des BAWN-Verwaltungsrats ist, freue ich mich über die Förderung des Niedersächsischen Umweltministeriums für unseren Abfallwirtschaftsbetrieb

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