Für das Handwerk begeistern-Teil 3- der Kreishandwerksmeister
Auf meiner kleinen Tour zum Thema „Fachkräftesicherung durch gute Ausbildung“ führt mich mein Weg natürlich auch zum Kreishandwerksmeister. Das passt auch darum sehr gut, weil Knut Brüggemann ebenfalls einen Dachdeckerbetrieb führt.
Brüggemann Dächer GmbH wurde 1967 von seinem Vater Günter in Liebenau gegründet.
Heute ist es ein Betrieb mit 90 Mitarbeitenden, in dem selbstverständlich auch ausgebildet wird.
Dachdeckerinnen und Dachdecker, Auszubildende im Bereich Büromanagement und auch Zimmerleute, aber das, so erklärt mir der Kreishandwerksmeister, sei inzwischen schwierig, weil die nicht mehr vor Ort beschult werden können. „Es ist ohnehin schon eine Herausforderung für die jungen Menschen, zu uns hier raus ins Gewerbegebiet zu kommen. Ein eigenes Auto steht zu Beginn der Ausbildung kaum zur Verfügung und von den Eltern zu erwarten, dass sie ihre Kinder morgens früh in den Betrieb bringen, ist auch nicht realistisch“.
Idealer Weise gäbe es einen Bus, aber der führe wahrscheinlich auch nur bis zum „Stern“ und von dort aus ist es noch ein gutes Stück Weg zu gehen. Die Aussicht auf einen flotten Spaziergang von mehreren Kilometern bei Wind und Wetter am sehr frühen Morgen ist ganz sicherlich kein Grund, die Dachdeckerausbildung im Betrieb von Knut Brüggemann zu beginnen.
„Wir arbeiten nach dem Nienburger Handwerkermodell, fahren von hier aus überall hin. Und überall, das bedeutet im Brüggemannschen Betrieb auch oft nach Hannover, Braunschweig, Wolfsburg oder Hildesheim. „Wir sind die tüchtigen Handwerker vom Land!“ schmunzelt Brüggemann, der Rund die Hälfte seiner Aufträge auch von öffentlichen Auftraggebern erhält. „Wir haben damit keine Probleme und ich arbeite sehr gerne mit Profis zusammen, die fair mit uns umgehen“.
Brüggemann legt in seinem Betrieb viel Wert auf gute Prozesse. Wenn die Arbeit geleistet worden ist, müsse auch zügig bezahlt werden, so wisse man immer, wo man steht. Digitalisierung sei dabei ein Thema, die zügige Bearbeitung und Dokumentation und dabei komme man sehr gut mit Papier zurecht. Das sei in größeren Betrieben jedoch schwieriger umzusetzen.
Ein gut organisierter solider Betrieb. Aber reicht das, um Auszubildende zu begeistern?
„Wir überlegen schon, wie wir gut in die Zukunft kommen und wo wir in 30 Jahren stehen!“ Betont Knut Brüggemann. Er hofft, den Betrieb später in den Familien Brüggemann und Pieper weitergeben zu können und baut in der nahen Zukunft auf etwas ganz Besonderes- ein vernünftiges Gebäude für Aus- und Weiterbildung im eigenen Betrieb.
Mit der Idee eines eigenen Campus schlägt der Kreishandwerksmeister in seinem Betrieb ein neues Kapitel zum Thema Ausbildung auf. Die ganz konkreten Pläne für das großzügige neue Gebäude, das auf einem Grundstück gegenüber errichtet werden soll, gibt es bereits und auch inhaltlich macht Knut Brüggemann für seinen Campus bereits „Nägel mit Köpfen“.
Ab August wird sich sein Kollege Heiner Lübkemann aus Steyerberg, den viele als Spezialisten für Altdeutsche Dächer kennen, um die Auszubildenden bei Brüggemann Dächer kümmern. „Wir rollen unseren Azubis ein bisschen den „Roten Teppich“ aus. Tolle Schulungsräume und direkt nebenan eine Werkhalle, in der geübt und ausprobiert werden kann, dazu einen eigenen Ansprechpartner, der auch den Kontakt zu den Eltern hält, für ein gutes soziales Miteinander sorgt und für die Auszubildenden da ist“. Monatlich sollen zusätzliche Weiterbildungen stattfinden, um die Auszubildenden topfit zu machen in ihrem Handwerk.
25 Auszubildende im Jahr 2025, 30 im Jahr 2030 und 35 im Jahr 2035.
Das sei sein Ziel, erklärt Brüggemann, der gerne dafür sorgen möchte, dass auch mal ein Dachdecker oder eine Dachdeckerin von Brüggemann Dächer als bester Prüfling die Ausbildung beendet. „Wir haben oft gute Prüflinge mit sehr guten Noten und sind stolz auf unsere Auszubildenden“.
Knut Brüggemann hat mit enormen Aufwand auf seinen Baustellen an einer Umstrukturierung der Teams gearbeitet. Flexible Arbeitszeiten in festen Teams, die sich dann ihre 40 Stunden Arbeitszeit selbst einteilen können. „100 kleine Bausteine mussten dafür angefasst werden“. Allein die Zusammenstellung der Teams sei eine Herausforderung gewesen. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden. „Ich denke, der Aufwand hat sich für alle gelohnt!“ In einer großzügigen Halle lagert der Betrieb die Materialen. Zur Lagerung der Akten hat sich Brüggemann zusätzlich ein eigenes Archiv gebaut.
Mit Blick auf die Energiewende und die dazugehörenden politischen Ziele wünscht sich der Kreishandwerksmeister vor allem Augenmaß. „Die Energiewende gewinnen wir im Bestand!“ ist er sich sicher und hält ein System aus Förderungen und Anreizen für vielversprechender als den Weg über Gebote und starre Bestimmungen. Neben den Herausforderungen für die Betriebe, die den gewerklichen Teil zum Umbau stemmen müssen, sei das Material eine Herausforderung und natürlich dürfe man mit den geplanten Maßnahmen die Menschen auch nicht finanziell überfordern.
In diesem Punkt sind wir uns einig- freiwillig erreicht man am meisten
Wenn das Korsett aus Vorschriften so eng wird, dass man sich die Maßnahmen am eigenen Haus gar nicht leisten kann, oder die Gegebenheiten eine Sanierung quasi unmöglich machen, dann wird die Energiewende schwierig werden. Viele kleine Maßnahmen bringen uns gemeinsam auch einen Schritt weiter in die richtige Richtung. Wie gut wir in Niedersachsen dabei abschneiden, wird wesentlich daran liegen, ob es uns gelingt, die Menschen dafür zu begeistern, an der Energiewende mitzuarbeiten und ihnen anzubieten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Maßnahmen umzusetzen.
Ich bedanke mich für das ausführliche Gespräch. Und wer sich nicht vor bärtigen Kraftprotzen fürchtet, sollte auch unbedingt mal auf die Internetseite von Brüggemann-Dächer schauen: https://www.brueggemann-daecher.de/
Mehr Informationen zur Handwerkskammer Niedersachsen Mitte gibt es unter https://www.dashandwerk.de/niedersachsen-mitte/